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- Theater + Publikumsgespräch; ein Disput
- Macht
- Einfluss
- Manipulation
- Hans Eike von Oppeln-Bronikowski
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Do., 17.11.2022, 20:00
Publikumsgespräch zu 'Luther, der Kardinal und die Daten'
Wie würde ein Mensch vom Schlage eines Martin Luther heute handeln, um gesellschaftliche Missstände aufzudecken? Im anschließenden Publikumsgespräch können wir gemeinsam diskutieren: Wäre Luther heute also ein Whistleblower mit dem Anspruch einer erneuerten Kirche, die alle einschließt – über die Grenzen von Religionen, Volkszugehörigkeit, Kontinenten und Eigeninteressen hinweg?
Schon vor über 500 Jahren hatte sich eine regelrechte Börse für Sündenvergebung entwickelt. Man konnte sogar für seine Sünden im Voraus bezahlen und eine Art Ablassdepot anlegen. Gegen diese Vorgänge lief der Mönch Martin Luther Sturm. Da er bei den Oberen der Kirche kein Gehör fand, kam es zu seinem Thesenanschlag in Wittenberg. Diese historischen Vorbilder inszeniert der Autor Hans Eike von Oppeln-Bronikowski als gegenwärtige Persönlichkeiten, die über die Nutzung menschlicher Daten, die Entwicklung alternativer Intelligenzen, die Macht von „Internetkirchen“, über den Einfluss Gottes und den Sinn menschlichen Lebens verhandeln. Dabei verwebt er den Thesenanschlag in Wittenberg mit der Selbstermächtigung der Internetgiganten, über alle Daten zu verfügen und ein Netz zu spinnen, welches ausschließlich nach deren Regeln gewebt wird. Erkenntniswillen und ein kraftvolles Handeln, im Sinne Martin Luthers, kann dieses Netz zerreißen. Im Anschluss kann das Publikum ins Gespräch kommen, um über die Beziehung zur Gegenwart zu sprechen.
Tickets: 22 €, erm 14 €
Kartenreservierung telefonisch oder über die Website:
Karten-Online: Karten online bestellen
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Do., 17.11.2022, 20:00
Über den Veranstaltungsort
theaterforum kreuzberg
Im ehemaligen Ballsaal „Köpenicker Hof“ befindet sich das theaterforum kreuzberg. Neben den hauseigenen Inszenierungen finden Gastspiele von Theater- und Tanzensembles aus Berlin und dem In- und Ausland statt. Unter der künstlerischen Leitung von Anemone Poland hat das theaterforum kreuzberg in den letzten Jahren Autoren der klassischen Moderne inszeniert, häufig als Deutsche oder Berliner Erstaufführung. So u.a. Stücke von Jean Tardieu, Michel de Ghelderode, Eugène Ionesco, Diderot/Enzensberger, Roger Vitrac, Georges Schehadé und als Uraufführung ein Drama des Malers Max Beckmann. Mit dieser Auswahl an weitgehend unbekannten Meisterwerken hat sich das tfk eine kleine Marktnische in der Berliner Theaterlandschaft erspielt.
Über das Stück
Luther, der Kardinal und die Daten
In mehreren Verhören wurde Martin Luther im Jahr 1518 von Kardinal Thomas Cajetan aufgefordert, seine Thesen zu widerrufen. Der historische Konflikt und seine weitreichenden Folgen sind Vorlage für die Auseinandersetzung zwischen einem Mann, der wie seinerzeit Luther das Machtstreben der Kirche anprangert, und einem Vertreter der Institution, die sich Kirche nennt. Seit mehr als 1500 Jahren haben die Päpste ihre Stellung genutzt, um ihren Einfluss zu festigen - der Papst stand sogar über dem Kaiser - und ungeheure Reichtümer anzuhäufen. Kein Wunder also, dass der Kardinal im vorliegenden Text, den Anspruch verteidigt, nur das Beste für die Menschen zu wollen. Es geht ihm aber nicht um Religion und den christlichen Glauben, der dem Menschen Halt geben kann, sondern um den Nutzen den der ‚gläserne Mensch‘ bringt. Er behauptet, es sei Gottes Wille, Daten zu sammeln und versteigt sich sogar zu einem digitalen Gottesbeweis. Luther opponierte damals gegen das Heilsversprechen: Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt. Der Kardinal weiß und wusste auch damals, dass Wissen Macht ist, und so müsste es heute heißen: Gib mir deine Daten, und wir versprechen Dir ein unbeschwertes Dasein.
Über die Mitwirkenden
Ensemble des tfk
Es spielen: Thilo Herrmann und Michael R. Scholze
am Akkordeon: Dirk Rave
Regie: Anemone Poland